von Malte Monjé, Stiftungsvorstand der Dorothea-Konwiarz-Stiftung Berlin, 2016
Berlin. Frau Albers kann nur den Wald malen – oder besser: drucken -, wenn sie ihn gänzlich überprüft, versucht zu verstehen. Der Wald wird bei ihr ja nicht als solcher bildlich wiedergegeben, die Kunst der Frau Albers drückt ihre eigenen Empfindungen im Wald, bei Waldspaziergängen, auf Wanderungen aus. Dazu muss sie für sich klären, was Wald für sie bedeutet, was den Wald für Sie so spannend macht, welches innere Echo er bei ihr erzeugt.
Anders als etwa Autoren des modernen Nature Writing drückt Frau Albers den „Wald“, also ihre inneren Waldechos, nicht in Worten, sondern in Bildern aus. Aber auch bei den Wald beschreibenden Autoren findet sich immer wieder der Hinweis auf das zeitweise Ausbrechen aus der Gesellschaft, Verweigerung des heute üblichen Tempos, stilles Betrachten kleinster Details des Waldes und seiner Lebensformen.
Tatsächlich wird wohl jeder von Ihnen hier heute seinen letzten Waldbesuch als ruhig, entspannt, neudeutsch: entschleunigt, in Erinnerung haben. Und dieses Verweilen im Moment, das Inanspruchnehmen des ruhigen Tempos wird heute offenbar zumindest von Teilen der Bevölkerung bereits als Eskapade, als Verweigerung der gesellschaftlichen Anforderungen verstanden. In diesem Sinne dient der Wald offenbar als Abgrenzung (wie der früher räumlich unterbrechende Grenzwald) von der wirklichen Welt. Im Wald kann man unbeobachtet sein eigenes Tempo vorlegen, Zwängen entfliehen.
Und tatsächlich hat Frau Albers diese, ihre Erkenntnis über den Wald in ihr Atelier gerettet: sie verweigert sich jeglichem Tempo des Kunstmarktes, braucht Wochen zur „Herstellung” eines einzigen Bildes und ist in Folge der von ihr gewählten Technik der Lithographie gar nicht in der Lage, etwa für eine Ausstellung schnell noch ein oder zwei passende Werke anzufertigen. In diesem Sinne kann es schlechterdings kein Zufall sein, dass hier der Wald, die Künstlerin und die Technik zusammengefunden haben: Alles ist stimmig, der Wald wuchert mit jeder weiteren Druckebene des Bildes Schritt für Schritt, Frau Albers wirkt wie ihre Kunst ruhig, in sich ruhend, angekommen bei ihrem Thema und dessen immer ausgefeilterer Umsetzung in die ihr eigene Bildsprache. Wir wünschen ihr, dass sie bei ihrem Thema bleiben kann und noch immer wieder neue Herausforderungen und spannende Ansätze findet, um uns mit ihrer Bildsprache in den Wald, in ihre Bilder und damit in ihre Welt hinein zu locken.
In diesem Sinne, lassen Sie uns mit Frau Albers die großen Bilder und kleinsten Strukturen ihrer Arbeit entdecken. Beachten Sie den enormen Unterschied der Wirkungen der Bilder aus nah und fern – und suchen wir gemeinsam – in großer Ruhe und völlig entschleunigt – die Struktur der Einladung. Die Stiftung wünscht ganz viel Spaß mit dieser Ausstellung!!
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